Das Wort ,,Jiggers“ (lat.: Tunaga penetrans) hat sich in den internationalen Sprachgebrauch etabliert und steht für einen Parasiten aus der Familie der Sandflöhe. Die ersten Aufzeichnungen stammen von Fernandez Gonzales, welcher 1525 beschrieb, wie sehr die spanischen Streitkräfte in Haiti, unter dem Befall dieser Flöhe litten. Unklar ist, wie der Parasit nach Afrika kam. Jiggers seien ,,das schlimmste Leid welches die Menschen Ostafrikas jemals heimsuchte“, berichtet ein Reisender im letzten ausgehenden Jahrhundert, nachdem er die betroffenen Einheimischen, auf allen Vieren herumkriechen und vor Schmerz schreien, sah.[1]
Gemeinhin kommen Jiggers in tropischen und subtropischen Regionen der Welt vor. Als häufige Wirte gelten der Mensch und Haustiere, wobei der Parasit außerdem unsaubere/-hygienische Umgebungen bevorzugt. Oft befallene Körperpartien sind: Fußsohlen, Zehen, Hände & Finger, Knie, Ellbogen und Schambereich (in extremen Fällen nahezu der gesamte Körper). Dort bohrt sich der weibliche Floh unter die Haut seines Wirtes, brütet seine Eier aus und schwillt ballonartig bis zu 1 cm Durchmesser an.
Ursachen von Jigger-Befall
In Kenia leiden 1.4 Millionen Menschen unter Jiggers, was 4 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Weitere 10 Millionen Einwohner gelten als potentiell gefährdet.[2]
Jiggers werden dort zur Plage, wo schwerste Armut vorherrscht. Einerseits fühlen sich Jiggers in unsauberen Gegenden wohl und andererseits fehlen den Opfern oftmals die Mittel und Möglichkeiten, um Jigger-Befall zu vermeiden. Die Betroffenen sind aufgrund dieser Voraussetzungen oftmals geradezu übersät mit Hunderten von Jiggers, die sich tief unter ihre Haut beißen.
Hauptsächlich betroffen sind ländliche Dorfgemeinschaften und Slumbewohner. Ihnen fehlen neben dem Zugang zu Bildung,
sauberen Wasser, adäquaten Wohnungen und sanitären Anlagen, meist überhaupt die Mittel für eine ausgewogene Ernährung, Schuhe und grundlegende Hygieneartikel wie Seife und
Waschschüsseln. Daneben spielen Aberglaube (Jiggers als Fluch) und ein Bildungsdefizit zum Thema Hygiene, in Einzelfällen auch eine
Rolle - jedoch im Gesamtbild betrachtet eher eine untergeordnete.
Unter dieser allgemeinen Risikogruppe der Armen, sind es insbesondere die schutz- und hilfsbedürftigsten
Gemeinschaftsglieder, die zu Opfern des Parasiten werden. So sind 75% der Betroffenen Kinder unter 15 Jahren.[3] Sie kommen natürlich mit dem
Erdboden auf dem Jiggers leben, durch Krabbeln und Spielen, in Kontakt. Vor allem Kindern ohne Eltern, vernachlässigten wie auch misshandelten Kindern, mangelt es an Mitteln und Fürsorge zur
täglichen Hygiene. Als weitere Risikogruppen gelten: geistig und körperlich Behinderte wie auch alte Menschen.
Folgen von Jigger-Befall
Das sich aus dem Jigger-Befall ergebende Krankheitsbild wird Tungiasis genannt.
Superinfektionen sind häufig der Fall, wenn die Eintrittsstelle durch kratzen, oder bei dem Versuch den Jigger herauszudrücken, manipuliert wird. Neben anderen ernsthaften Folgeerkrankungen, bedeutet Tetanus für stark betroffene Jigger-Opfer den baldigen Tod.
Besonders Sichtbar wird der Leidensweg eines
Opfers an seinen Zehen und Fingern, die sich durch Zersetzungsprozesse langsam selbst auflösen bis hin zur (Auto-)Amputation.
Heftiger und unkontrollierter Befall von Jiggers führt zu:
Die allgemeinen Folgen sind:
Schlussfolgerung
Die Betroffenen verlieren häufig die Fähigkeit zu laufen, schreiben und werden durch ständige Schmerzen und die Bewegung der Parasiten unter ihrer Haut geplagt. Dadurch werden Tätigkeiten wie der Besuch einer Schule und Erwerbsarbeit unmöglich. Armut in Verbindung mit Jiggers, führt somit zu einem Teufelskreis, der immer größer werdende Lücken ins sozial-ökonomische Geflecht der betroffenen Dorf- und Siedlungsgemeinden schlägt. Zusätzlich sehen sich die Opfer einer allgemeinen Stigmatisierung und sozialer Ablehnung ausgesetzt. Als Folge isolieren sie häufig von ihrer Umwelt und vegetieren vor sich hin.
Rückblickend betrachtet können Jiggers als Hinweis (Indikator) für sozialpolitische und gesellschaftliche Missstände aufgefasst werden, da sie nur dort zum Problem werden, wo hilfsbedürftigen Menschen jeglicher Rückhalt fehlt. Als Verein, mit dem Mandat der Erfüllung gemeinnütziger und mildtätiger Zwecke, betrachten wir Jiggers als Indikator für Menschen und Regionen, die Hilfe und Förderung am dringendsten benötigen.
[3] ebd.
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